Aktuell erreichen täglich Tausende von Menschen Deutschland – Menschen, die meist wochenlang unterwegs waren und vielfach von den Erlebnissen in ihrer Heimat und auf der Flucht traumatisiert sind. Diesen eine freundliche Aufnahme und eine menschenwürdige Umgebung zu ermöglichen, das ist keine leichte Aufgabe. Die Kommunen müssen oft innerhalb weniger Tage eine Vielzahl von Menschen versorgen und unterbringen. Viele kommunale Verwaltungen und zahlreiche Bürger nehmen diese Herausforderung an – mit großem Einsatz und Engagement. Die Notwendigkeit, schnell und flexibel zu reagieren, trifft dabei auf Verwaltungsstrukturen, die längere Dienstwege gewohnt sind.
„Wir schaffen das“ – Deutschland nimmt seine Verantwortung nach dem Grundgesetz und der Genfer Flüchtlingskonvention wahr. Die Kanzlerin übernimmt Führungsverantwortung und bringt zugleich die Hilfsbereitschaft der Mehrheit in unserem Lande zum Ausdruck. Doch auch die Kanzlerin weiß genau: Die Aufnahme und Integration so vieler Menschen mit anderen Sprachen und Kulturen wird Deutschland auch im Rahmen der EU nur dann schaffen, wenn dieses komplexe Projekt auch gut organisiert und geführt wird. Erfahrene Projektmanager wissen, dass über den Erfolg komplexer Projekte nicht in theoretischen Debatten entschieden wird, sondern im praktischen Handeln. Wirksames Projektmanagement ist keine Kalkulationsmethode sondern ein Führungsinstrument für den Wandel.
Bei der Vielzahl paralleler Projekte zur Bewältigung der Flüchtlingskrise und zur Integration der Menschen mit Bleibeperspektive kann man von einem Projekt-Netzwerk sprechen – aus zahlreichen Programmen und Projekten auf allen staatlichen und gesellschaftlichen Ebenen. Sie alle brauchen gutes Projektmanagement und transparente Governance. Noch fehlt der detaillierte Masterplan, doch das ist am Anfang komplexer Projekte nicht anders zu erwarten – erfahrene Projektmanager wissen auch das. Kein Grund, schon jetzt die weiße Fahne zu hissen. Dass die politische Gesamtkoordination vom Kanzleramt übernommen wurde, ist ein wichtiger Schritt. Ausbau und ressortübergreifende Bündelung der Projektmanagement-Kompetenz der Bundesverwaltung – etwa in einem Kompetenzzentrum für Großprojekte und Programme des Bundes – könnte bei der Planung und Steuerung der komplexen politischen Projekte auch in diesem Falle helfen.
Wichtig ist auch, dass nun alle den ihnen möglichen Beitrag leisten. Auch die GPM sieht sich als gemeinnütziger Verband der Projektmanager in der Mitverantwortung und stellt zurzeit Überlegungen an, welchen Beitrag sie und ihre Mitglieder leisten können. Diskutiert werden zum Beispiel: Verbreitung von Best-Practice-Erfahrungen, Erstellung von notwendigen Leitfäden und Checklisten oder den Kommunen Projektmanager an die Seite zu stellen, die koordinierend mit anpacken. Dazu sind wir auch im Gespräch mit kommunalen Spitzenverbänden über eine mögliche Kooperation.
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